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Leseproben
    Helly Chmel   "80, na und?"

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Abschied
Mit diesem Buch möchte ich meine literarische Laufbahn beenden. Ich habe das Schreiben eigentlich nie als Arbeit betrachtet. Es war mir vielmehr ein Bedürfnis, meinen Mitmenschen manchmal die Schönheiten der Natur näher zu bringen, oder politische Missstände aufzuzeigen und sie zum Nachdenken anzuregen – vielleicht auch über sich selbst kritisch zu urteilen und den eigenen Lebensstil zu verändern. Ob ich etwas bewirken konnte, weiß ich nicht, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Das Schreiben war ein Hobby in meiner Pension, eine wunderschöne Zeit in meinem Leben, wo ich das Gefühl hatte, anderen Menschen damit Freude bereiten zu können. Eine 20-jährige Episode, aber eben nur eine Episode, denn vieles kommt und geht, wie es oft so ist im Leben. Ich habe immer versucht, alle schönen und positiven, aber auch die negativen Augenblicke, die wir täglich erleben, in meinen Büchern festzuhalten.

Aus Rückmeldungen meiner treuen Leser(innen) weiß ich, dass viele meiner Erzählungen (in Prosa oder Gedichtform) oft genauso, wie ich es beschreibe, selbst erlebt wurden.

Ich habe mich auch sehr gefreut, wenn ich zu hören bekam: „Dein Buch liegt auf meinem Nachttisch und vor dem Einschlafen lese ich noch einige Seiten. Ich kann damit den Tag so schön ausklingen lassen.“

Ich wünsche euch auch mit diesem Buch viel Freude und möchte mich ganz herzlich für eure jahrelange
Treue bedanken.
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Helly Chmel
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<font size="+1" face="Times New Roman">chmel014kern.QXD</font> <font size="+1" face="Times New Roman">chmel014ke</font> Das schönste Alter
Das schönste Alter, des is g’wiß,
is des, in dem man jetzt grad is.
Doch san für mich die reifen Jahr
erstrebenswerter und wunderbar.


Weil man halt abgebrühter is,
sich net gleich kränkt über das und dies,
erfahren in so vielen Sachen,
und kann trotzdem noch gern Blödsinn machen,


sich nicht nach anderen richten muss,
damit ist’s endlich einmal Schluss.
Ihr könnt mir’s glaub’n, es is was dran:
Das Leben fängt erst mit 80 an!
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<font size="+1" face="Times New Roman">chmel014kern</font>
I bin a Wienerin

Mei Muatterl woar a Weanerin,
so wia’s im Liadl haßt,
mei Vata is aus der Vurstadt kumma
und des hot sehr guat passt.


Verheirat’ woarn s’ fürs gaunze Leben,
des gibt’s heit fost net mehr,
durch uns’re Selbstverwirklichung
rennt hoit so manches quer.


I bin in einfachsten Verhältnissen
in Breitensee in Penzing gebor’n,
meine Eltern hab’n mi guat erzog’n,
drum is aus mir a wos wor’n.


Als Künstlerin steh’ i heut’ vor euch,
meine Eltern, die gibt’s leider nimma,
i gebert wirklich alles dafür,
wenn s’ do sitzen könnten im Zimmer.


I hob ihnen niemals Kummer g’macht,
darauf bin i wirklich stolz,
i bin a echte Wienerin –
g’schnitzt aus an Wienerwaldholz!
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Das Ding
Ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht, aber mir entfallen seit einiger Zeit oft Benennungen von Gegenständen, oder Namen von Personen, die ich schon ewig kenne – und wenn ich sie treffe, fällt mir ihr Name plötzlich nicht ein. Das ist mir entsetzlich peinlich.

Gestern war meine Freundin bei mir zu Besuch. Ich sagte zur Begüßung: „Bist du mit dem Auto gekom- men, oder mit dem ‘Dings’?” ( Später fiel mir ein, ich meinte Bus). Sie antwortete mir: „Ich fahre immer zu dir mit dem ‘Dingsda’. Sie sagte das so selbstver- ständlich, dass es mir schien: Sie weiß das Wort in dem Augenblick auch nicht! Wir plauderten dann über alle möglichen Sachen und sie gebrauchte drei Mal das Wort „Ding“, weil ihr der Name des betreffenden Gegenstandes nicht einfiel.

Unter anderem sagte sie: „Du, ich habe dir heute so ein ‘Ding’ vom Flohmarkt mitgebracht, das du haben wolltest und von dem wir letztens gesprochen haben.“

Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte und das „Ding“ entpuppte sich dann als ganz normales Tee-Ei. Es war wie immer ein netter Nachmittag mit ihr. Wir sahen uns Fotos vom gemeinsamen Urlaub an (ach wo war denn das nur?). Wir fuhren damals mit der Gondel auf den Berg (wie heißt er denn nur?) und tru- gen uns dort in das „Dings“ beim Gipfelkreuz ein (wir wissen zwar nicht mehr wo, aber schließlich steht ja unser Name in dem „Dings“ drinnen).

Heute suchte ich den ganzen Vormittag das „Ding“, das ich meinem Sohn am Sonntag mitbringen wollte, wenn ich zu ihm nach „Dingsda“ fahre, aber dieses verdammte „Ding“ ist wie vom Erdboden verschluckt. Ich muss ihn anrufen und ihm sagen, dass ich das „Ding“, das ich ihm versprochen habe, nicht finde. Ich hoffe, dass ER weiß, wovon ich rede. Dabei bin ich mir ganz sicher, dass ich dieses „Ding“ in die Lade von dem „Dingsda“ gelegt habe.

Ja, so ist das jetzt! Beginnende Verblödung!
Na Bravo!


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<font size="+2" face="Times New Roman">chmel014kern.QXD</font> Ende der Leseprobe
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