Leseproben Rudolf Reischütz
"Tschuppi, ein Wiener Spatz – Erzählungen und Reime"
Tschuppi hat neue Freunde
Das kam so: Tschuppi spielte mit seinen Spatzenfreunden in der Wiese,
im Park. Als sie müde waren, flogen die meisten zu ihren Nestern,
um ein Schläfchen zu machen. Nur Tschuppi flog noch zum
Kinderspielplatz und fand dort ein Stückchen Brotrinde, das ein
Kind nicht aufgegessen hatte. Sofort machte er sich mit großem
Appetit darüber her.
Als er so im rechten Schmausen war, kam eine große Taube daher
und wollte dem kleinen Tschuppi die Rinde streitig machen!
„Tschilp, tschilp, Dieb, Dieb!“, schrie Tschuppi und zupfte
die Taube an den Federn. Die große Taube peckte Tschuppi, dass er
umherpurzelte und ängstlich piepste.
Da kam wie ein Blitz „Amserle“ herangesaust –
„Tschock, tschock, tschock!“, rief er, fuhr der Taube
kräftig in die Federn, dass sie die Brotrinde fallen ließ
und hurtig davon flog.
„Danke!“, rief Tschuppi. „Gern geschehen, wir Kleinen
müssen doch zusammenhalten.“, antwortete Amserle,
„Komm mit ins Gebüsch, da bist du sicher.“
Tschuppi kam dieser Einladung gerne nach. Er kannte Amserle schon seit
einiger Zeit. Dieser wohnte mit seiner Frau Bamserle in dem dichten
Gebüsch unter der breiten Linde.
Dort hatten sie ein Nest mit drei Jungen. Das Nest war sorgfältig
versteckt, damit ungebetene Gäste es nicht finden konnten.
Tschuppi hüpfte hinter Amserle her und bald waren sie beim Nest.
Aufgeregt wurden sie begrüßt, alle piepsten durcheinander am
lautesten die Jungen. Da saßen sie nun alle: Amserle, Bamserle,
Giegerle, Gagerle und Gucks – und sie zwitscherten durcheinander,
bis Amserle sich Ruhe verschaffte und den anderen erklärte, dass
Tschuppi ein lieber Spatz und ein guter Freund sei und besonders die
Jungen sich merken müssten, dass man Freunden immer zur Seite
stehen und helfen muss. So zwitscherten sie noch eine Weile, bis
Tschuppi sich verabschiedete und zu seinem Nest flog. Dort schlief er
satt und zufrieden ein.
Ende der Leseprobe