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Leseproben     Helmut A. Wagner    "Erinnerungen an Nigeria – Aus dem Tagebuch eines Handelsdelegierten 1973–1978"


Wasserhygiene

Schon ehe wir nach Lagos kamen, informierten wir uns über die Hygiene in tropischen Klimazonen und über die Gefahren von Malaria, Gelbsucht, Hakenwürmern und natürlich vor allem Darmerkrankungen, deren Verursacher in der Regel verseuchtes Wasser ist.
Wir nervten dann auch in der Anfangsphase alle Gastgeber mit der Frage, ob das Wasser, aus dem die obligaten Eiswürfel zu den Drinks gemacht wurden, wohl genügend lange gekocht wurde, und manchmal insistierte meine Frau, den Herstellungsprozess der Eiswürfel zu prüfen. So ging es die ersten Wochen, bis wir bei uns einen größeren Empfang veranstalteten.
Die Cateringfirma kam, baute die Bar auf und dann, ich traute meinen Augen nicht, wurde aus dem Kastenwagen ein Eisblock auf einen ziemlich schmutzigen Jutesack geworfen. Ein Arbeiter mit einem Beil zerhackte den Eisblock, um dann die Eisstücke aufzusammeln und händisch in einen Kübel zu werfen.
Beim Empfang stand ein weiß gekleideter sauberer Kellner hinter der Bar, der mit einer Silberzange die Eisstücke aus einer Schale nahm und elegant in die Drinks legte. Von da an gaben wir es auf, den Werdegang der Eiswürfel zu erforschen.
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Die Leichenentsorgung

Unser Haus lag am Wasser und wären nicht mit Ebbe und Flut Abfall, Tierkadaver und manchmal auch Menschen angeschwemmt worden, wäre der Ausblick von der Terrasse richtig schön gewesen.
Unsere Hausangestellten hatten im Garten lange Stangen, mit denen sie Kadaver, ob Tier oder Mensch, wieder in die Strömung hinausstießen, damit es uns nicht so wie dem Chef der SWISSAIR ergehen sollte, der drei Häuser von uns entfernt wohnte.
Bei ihm war eine Leiche, die Zeichen eines Ritualmordes aufwies, angeschwemmt worden. Da er neu in Lagos war, informierte er die Polizei. Diese kam tatsächlich, aber nicht um eine Tatbestandsaufnahme zu machen, sondern um darauf zu warten, dass jemand die Leiche anfordern würde.
Es kam natürlich niemand und so verweste die Leiche bei tropischer Hitze und verbreitete einen schrecklichen Gestank. Der SWISSAIR-Mann musste ins Hotel ziehen und tat dann nach einigen Tagen das, was er sofort hätte tun müssen. Er zahlte an die Polizisten einen ordentlichen Betrag, damit sie die Leiche entsorgten, und konnte danach wieder in sein Haus zurückkehren.

Ende der Leseprobe
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