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    Marianne Wappelshammer    "Frau sei stark"

Frau sei wach

Für ihn – da ginge sie durch’s Feuer.
Für ihn – verjagt sie Schatten schnell.
Sie schenkt ihm alles Blau vom Himmel
und baut ihm Schlösser, licht und hell.

Sie pflückt mit liebevollen Händen.
Blumen, die dann ewig blüh’n.
Vernunft läßt ihre Liebe enden,
d’rum kann sie nicht mehr mit ihm zieh’n.

Denn Vernunft läßt sie verdorren,
der Verzicht lähmt ihr Gehirn.
Das Vergessen ihrer Wärme
nimmt dem Leben seinen Sinn.

Frau sei wach – im Schauen und Gedanken –
Frau hab’ Mut – und fürchte keine Schranken –
Frau sei stark – und nütze deine Zeit,
du kannst so viel – bist du bereit.

Gehört nur ihm allein die Sonne?
Die Frau sie soll im Schatten steh’n –
hier fühlt sie nicht das Blau vom Himmel –
der Staub war niemals hell und schön.

Er läßt sie allesamt verwelken –
die Blumen die nur für ihn blüh’n.
Vernunft allein will er verschenken,
d’rum kann sie nicht mehr mit ihm zieh’n.

Denn Vernunft läßt sie verdorren,
der Verzicht lähmt ihr Gehirn.
Das Vergessen ihrer Wärme
nimmt dem Leben seinen Sinn.

Frau steh’ auf – befrei’ dich von den Ketten.
Frau schrei’ laut – du kannst dich selber retten.
Frau sei stark – und nütze deine Zeit!
Du kannst so viel – bist du bereit.

.........

Männer-Helden Frauen-Los

Ich bin so froh, daß ich nur eine Frau bin.
Ich muß nicht wollen, sondern darf und kann
Ich brauch` nicht stark sein, klug sein, auch nicht edel
Das sind nur Tugenden für einen Mann.

Ich muß doch froh sein, daß ich eine Frau bin,
weil ich nur waschen, putzen, Knödel kochen kann –
genügsam und bescheiden darf ich leben,
gibt mir nicht alles, was ich dazu brauch’ – mein Mann?

Ich kann auch froh sein, daß ich eine Frau bin,
hab’ ich doch VIELES, das mich freuen kann:
mein Bett, mein Bad ... und alle meine Wände
kann ich besteigen wie ich will auch dann und wann.

Ich sollte froh sein, daß ich eine Frau bin,
krieg’ ich doch Kinderlein, soviel er haben will.
Sie zu erzeugen, macht ihm Spaß und Freude –
und mir ist alles recht, ich halte still!

Ich bin doch froh, daß ich nur eine Frau bin
und glaube allen alles, bin so dumm ich kann.
auch Politik soll mich nicht interessieren –
wozu das alles ist, weiß eh` mein Mann ...

Die klugen Männer wissen alles besser –
die Geschichte sagt es, seit die Welt besteht.
Sie bekämpften sich zu jeder Zeit als Helden.
Ich weiß genau, daß es so weitergeht.

Doch möcht’ ich wirklich froh sein, daß ich Frau bin –
bevor die Welt von Männern wird gesprengt.
wir Frauen müssen da zusammenstehen;
wir sind so viele – doch wir wurden stets gelenkt.

Wir dürfen uns das nicht mehr bieten lassen,
der große Wahnsinn muß zu Ende sein.
Mit Heldentum, da können wir nicht leben,
d’rum schrei’ ich laut für alle Frauen: "NEIN!!!"

Ende der Leseprobe
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